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Arzneimittelrückstände z.B. Diclofenac in unserem Trinkwasser

In deutschen Gewässern und im Trinkwasser können Arzneimittelreste gefunden werden. Bis zu 90 Prozent der Wirkstoffe aus Medikamenten landen im Abwasser und haben Auswirkungen auf die Umwelt. Arzneimittel werden entwickelt, um im Körper ihre Wirkung zu entfalten. Jedoch werden bei einigen Präparaten bis zu 90 Prozent der enthaltenen Wirkstoffe unverändert ausgeschieden und gelangen somit ins Abwasser. Kläranlagen können laut dem Umweltbundesamt (UBA) nur einen Teil dieser Substanzen abfangen. Daher lassen sich Arzneimittel sowohl in Gewässern als auch – wenn auch in geringeren Mengen – im Trinkwasser nachweisen.

EU plant neues Humanarzneimittelrecht zur Berücksichtigung von Umweltbelangen

Die geplante Einführung eines neuen Humanarzneimittelrechts auf EU-Ebene könnte hoffentlich Umweltbelange wie das Schließen von Datenlücken und die Datentransparenz berücksichtigen. Aktuell werden Verhandlungen geführt, und die Europäische Kommission plant, in naher Zukunft einen ersten Entwurf vorzulegen. Dies könnte einen wichtigen Schritt darstellen, um die potenziellen Auswirkungen von Arzneimitteln auf die Natur und die Umwelt zu adressieren.

Ein beispielhafter Fall ist die Substanz Diclofenac, die in Deutschland unter anderem in schmerzlindernden Salben enthalten ist. In den 1990er-Jahren führte die Verwendung von Diclofenac zur Behandlung von Rindern in Indien zu einem massiven Sterben von Geiern. Die Bestände dieser Vögel verringerten sich um bis zu 90 Prozent, einige Arten standen kurz vor dem Aussterben. Selbst geringste Mengen des Wirkstoffs führten bei den Greifvögeln, die ihn über den Verzehr von Kadavern aufnahmen, zu qualvollen und tödlichen Nierenversagen.

Solche Fälle verdeutlichen die potenziellen schädlichen Auswirkungen von Arzneimitteln auf die Umwelt. Ein neues Humanarzneimittelrecht auf EU-Ebene, das Umweltaspekte angemessen berücksichtigt, könnte dazu beitragen, solche negativen Folgen zu minimieren und die Umwelt besser zu schützen.

Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Regelungen im Rahmen des neuen Humanarzneimittelrechts vorgeschlagen werden und wie sie sich auf den Schutz der Umwelt auswirken werden. Es ist jedoch ermutigend zu sehen, dass dieses Thema zunehmend Beachtung findet und hoffentlich zu verbesserten Standards für den Schutz von Natur und Umwelt führen wird.

Veränderung der Mentalität in Gesundheitsfragen ist dringend erforderlich

Die Bedeutung einer veränderten Mentalität in Bezug auf Gesundheitsfragen kann nicht genug betont werden. Laut Maack sind viele Diclofenac-Salben – mit Ausnahme bei Arthritis – medizinisch nicht unbedingt notwendig. Es ist wichtig, dass die Menschen sich bewusst machen, welchen Einfluss ihre Verwendung auf die Umwelt hat. Experten betonen seit Jahren, dass in Deutschland ein grundlegender Wandel in der Einstellung zu Gesundheitsfragen notwendig ist. Es bedarf einer größeren Bereitschaft, eigenverantwortlich zu handeln, beispielsweise in Bezug auf eine gesündere Ernährung und mehr körperliche Aktivität. Die weit verbreitete Ansicht, dass ein Medikament oder eine Behandlung jede Erkrankung heilen könne und man selbst nichts tun müsse, sei Teil des Problems, so Maack.

Derzeit gelangen jährlich Tausende Tonnen biologisch aktive Wirkstoffe aus Human- und Tiermedizin über Abwässer, Klärschlamm und Gülle in die Umwelt. Es gibt mehr als 2000 verschiedene Substanzen auf dem Markt. Das Problem wird in Zukunft noch brisanter werden, da die Babyboomer-Generation das Rentenalter erreicht und vor allem Senioren viele Medikamente einnehmen. Laut Maack wird bis 2045 im Vergleich zu 2015 mit einer Steigerung um bis zu 70 Prozent beim Einsatz rezeptpflichtiger Arzneimittel gerechnet.

Enormer Verbrauch von Diclofenac in Deutschland

In Deutschland werden jährlich etwa 80 Tonnen des Wirkstoffs Diclofenac verbraucht. Laut Gerd Maack von der Fachgruppe zur Umweltbewertung von Arzneimitteln des UBA gelangen maximal sechs Prozent davon an den gewünschten Zielort im Körper. Die Haut stellt eine effektive Barriere dar und verhindert eine optimale Aufnahme des Wirkstoffs. Bei topischer Anwendung als Salbe gelangt der größte Teil des enthaltenen Wirkstoffs durch Händewaschen, Duschen oder das Waschen der Kleidung ins Abwasser. In Kläranlagen wird nur ein Teil des Wirkstoffs eliminiert.

Die Wasserrahmenrichtlinie der EU sieht mittlerweile eine weitere Reinigungsstufe vor, und auch in Deutschland werden zunehmend Kläranlagen der 4. Stufe eingebaut. Diese können Spurenstoffe durch Verfahren wie Ozonierung oder Aktivkohlefiltration zurückhalten. Allerdings können viele Wirkstoffe, wie zum Beispiel Röntgenkontrastmittel immer noch in die Umwelt gelangen. Deshalb werden verschiedene weitere Maßnahmen diskutiert, wie beispielsweise die Einführung einer Umweltverträglichkeits-Ampel als zusätzliche Information für Fachpersonal. Eine weitere Möglichkeit wäre, den freien Verkauf von rezeptfreien Arzneimitteln wie Diclofenac einzuschränken, so Maack.

Auswirkungen auf Trinkwasser und Langzeitfolgen

Mehr Arzneimittelreste in der Umwelt

Gerd Maack betont, dass die Belastung im Trinkwasser nicht zwangsläufig geringer ist als im Leitungswasser. Obwohl die Konzentrationen in der Regel weit unter den therapeutisch wirksamen liegen, sind die möglichen Langzeitfolgen und potenziellen Wechselwirkungen für den Menschen noch völlig unklar. Maack warnt, dass wir alle langfristig als Versuchspersonen fungieren.

Es ist schwer, konkrete Auswirkungen und Zusammenhänge eindeutig nachzuweisen. Oftmals lassen sich beobachtete Phänomene in der Umwelt nicht auf einzelne Schadstoffe zurückführen, da viele verschiedene Schadstoffe und Einflussfaktoren in einem komplexen Netzwerk interagieren. Zudem spielen chronische Effekte und Veränderungen des Erbguts eine Rolle, die noch schwerer zu erfassen sind. Die Langzeitfolgen für den Menschen sind daher immer noch ein Thema von großer Unsicherheit.

Fazit:

Das Vorhandensein von Arzneimittelresten in der Umwelt, insbesondere im Wasser, ist ein wachsendes Problem. Die steigende Verwendung und Haltbarkeit von Medikamenten hat dazu geführt, dass immer mehr dieser Substanzen in Gewässern und Grundwasser vorhanden sind. Dies hat potenziell negative Auswirkungen auf die Umwelt und möglicherweise auch auf die menschliche Gesundheit.

Obwohl die genauen Folgen und Zusammenhänge noch nicht vollständig verstanden sind, ist es wichtig, dieses Thema ernst zu nehmen. Die Einführung strengerer Regelungen und Maßnahmen zur Reduzierung und Eliminierung von Arzneimittelresten in der Umwelt ist entscheidend. Dies umfasst die Verbesserung der Abwasserreinigung, die Förderung umweltfreundlicherer Arzneimittel sowie die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den verantwortungsvollen Umgang mit Medikamenten und die Entsorgung von nicht mehr benötigten Arzneimitteln.

Es liegt in unserer Verantwortung, Maßnahmen zu ergreifen, um die Umweltauswirkungen von Arzneimittelresten zu minimieren und unsere Gewässer zu schützen. Durch ein bewusstes Handeln können wir dazu beitragen, dass unsere Umwelt und unsere Gesundheit langfristig geschützt werden.

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